Die tägliche Dosis (künstliche) Intelligenz

Wie KI-Tools im Hochschulalltag genutzt werden

Künstliche Intelligenz (KI) ist mehr als ChatGPT und ChatGPT ist mehr als der beste Freund von Studierenden mit Schreibblockaden. Hier einige Beispiele dafür, wo und wie der Chatbot und andere künstliche Intelligenzen im Hochschulalltag bereits jetzt genutzt werden und welche Einsatzmöglichkeiten KI in Zukunft bieten könnte.

Von Tera zu Peta

In der Forschung KI bereits in vielen Disziplinen angekommen, und zwar wenn es um Extraktion und Analyse von Daten geht. Schließlich produziert Forschung Daten, immer öfter auch Big Data. Dabei handelt es sich um Datenmengen, die ob ihrer Größe und/oder ihrer Komplexität, Schnelllebigkeit und Struktur nicht von Personen oder einzelnen Rechnern verarbeitet werden können. So fallen in der Klimaforschung und der Astronomie oft Petabyte an Daten an, etwa in Form von Satellitenbildern oder Wetterdaten. Um sich die Größendimension dieser Datenmengen vorstellen zu können, hier ein Beispiel: 1 Petabyte an Daten entspricht dem Datenverbrauch von 500 Jahren ununterbrochener Videowiedergabe.Um diese immensen Datenmengen auswerten zu können, greifen Forschende seit einigen Jahren auch auf generative KI zurück, die auf Deep-Learning-Modellen basiert. Im Forschungsalltag dürfte man daher mittlerweile regelmäßig auf Ergebnisse stoßen, die mithilfe von künstlicher Intelligenz erstellt wurden.

ein Forscher arbeitet in einem Labor, das mit Unmengen an Datafiles gefüllt ist
KI-generiert, Microsoft Copilot

Dies bestätigt die Mathematikerin, Physikerin und Philosophinh Isabell Piantschitsch, die am Institut für Physik der Universität Graz zur Sonnenaktivität forscht. Was sie kritisch sieht: Die Effizienz und die Mechanismen künstlicher Intelligenzen seien auf mathematischer Ebene noch nicht hundertprozentig nachvollziehbar.

Natürlich ist der Nutzen von KI nicht nur auf Datenanalyse und Extraktion beschränkt. Man denke etwa an KI-Tools zur Literaturrecherche wie Open Knowledge Maps oder Research Rabbit. Auch die Nutzung von ChatGPT steht im Raum, etwa, um beim Verfassen von Förderanträgen zu unterstützen und Forschenden somit mehr Zeit für die eigentliche Forschungsarbeit. Verlässliche Daten und Zahlen, wie häufig diese Tools von Forscher*innen genutzt werden, fehlen jedoch noch.

Iris - pädagogisch wertvoller Chatbot

Dass ChatGPT gängige Programmiersprachen wie Python versteht, Code Snippets generieren und sogar debuggen kann, ist bekannt. Mittlerweile finden sich schon Anleitungen, Tipps und Tricks von Programmierer*innen zur geschickten Verwendung des Chatbots für Coding Tasks. An der TU München setzt man ebenso auf Programmierskills von KI, setzt jedoch auf Iris. Der ebenso LLM-basierte Chatbot ist in die Lehr- und Lernplattform Artemis integriert, die an der TU München PhDs, Postdocs und Masterstudierenden KI-gestützte Features bietet. Iris dient als Tutorin, erkennt Probleme und Fehler im Code, gibt Tipps zu Verbesserung und ist in der Lage, komplexe Programmierkonzepte zu erklären. Lösungen oder fertige Codes bietet der Chatbot hingegen nicht.  Daher ist Iris ein Beispiel dafür, wie KI unterstützend eingesetzt werden kann, ohne Studierenden die eigentliche Arbeit abzunehmen und somit wohl pädagogisch wertvoller als ihr bekannter Kollege.

süßer Roboter und eine Lehrerin korrigieren Prüfungen in einem Büro
KI-generiert, Microsoft Copilot

Apropos ChatGPT: Bis zur Verwendung von Chatbots als automatisches Auswertungs- und Beurteilungstool dürfte es noch ein bisschen dauern, wie man im Vorjahr an der Universität Klagenfurt feststellte. Im Rahmen eines Projekts verglich man Beurteilungsresultate von ChatGPT anhand einer Programmierklausur mit jenen der Lehrveranstaltungsleitung. Es zeigte sich, dass der Chatbot zwar in der Lage war, alle Fehler in Programmiercodes zu erkennen, es jedoch zu Abweichungen bei der Zuordnung der Fehler zu Fehlerklassen und zu Inkonsistenzen bei der Beurteilung kam. Aber: Was noch nicht ist, kann ja noch werden.

KI-gestützt schalten und (ver)walten

In der Universitätsverwaltung scheint der bewusste Einsatz von KI-Tools noch sehr begrenzt zu sein: An offiziellen Angaben, wie KI im administrativen Bereich einer Hochschule genutzt wird, fehlt es fast durchgängig. Meist stoßt man lediglich auf allgemeine Richtlinien zur Verwendung generativer KI, die sich stark auf Lehrende und Studierende beziehen.

Ein Beispiel für die Verwendung von KI im Studienservice bietet die Universität Wien. Diese bietet mittlerweile einen uniinternen Chatbot an, der Fragen zu Services der Universität beantwortet. Zum Zeitpunkt unserer Recherche befand sich dieser noch im Pilotbetrieb und wurde nur mit Informationen zum Studierendenausweis gefüttert, neue Themen werden jedoch schrittweise eingearbeitet.

Arbeiten Universitäten mit SAP-Lösungen, wird ihnen mit hoher wahrscheinlich sehr bald Joule begegnen. Der KI-Assistent ist bereits in einigen SAP-Lösungen verfügbar und wird nach und nach in das gesamte Cloudportfolio integriert. Auch universitäre Personal-/HR-Abteilungen könnte dies zunutze kommen. So soll der KI-Assistent helfen, vorurteilsfreie Stellenbeschreibungen zu erstellen und Fragen für Vorstellungsgespräche zu formulieren.

Dies war nur eine kleine Auswahl an Einsatzmöglichkeiten von künstlicher Intelligenz im Hochschulbereich. Für den Universitätsadministration bietet künstliche Intelligenz auf jeden Fall noch weitaus größeres Potenzial. Vielleicht dauert es beispielsweise nicht mehr allzu lange, bis Chatbots administratives Personal durch den Richtliniendschungel von Universitäten navigieren. Man darf gespannt sein!

Franziska Pronneg, 22.02.2024