Mit GreenChips-EDU in eine grüne Zukunft der Mikroelektronik

Ein Interviewgespräch

Für eine Zukunft nachhaltiger digitaler Technologien braucht es energieeffiziente Halbleiter, effizient designte Mikrochips und: Menschen. Genau an letzteren fehlt es der europäischen Mikroelektronikindustrie jedoch. Fachkräfte werden dringend gesucht. Das von der EU kofinanzierte, hochschulübergreifende Projekt GreenChips-EDU setzt hier an und möchte Studierende dazu ermutigen, ihren Beitrag zu einer nachhaltigen Mikroelektronikindustrie und damit einer „grünen“ Zukunft zu leisten. Dazu soll das bestehende Aus- und Weiterbildungsangebot der sieben beteiligten Hochschulen überarbeitet und erweitert werden. Die Zusammenarbeit mit Industriepartnern wie Infineon Technologies Austria und Silicongate ist dabei von großer Bedeutung.

Sarah Woywod vom Projektteam der TU Graz gibt uns einen Einblick in das internationale Projekt:

Was steht hinter dem Projekt GreenChips-EDU?

Im Rahmen des Projektes „GreenChips-EDU“ fokussieren wir uns darauf, dem Fachkräftemangel im Bereich Mikroelektronik entgegenzuwirken. Wir setzen also ganz am Anfang an: Junge Leute, aber auch Leute, die bereits im Berufsleben stehen, für eine Ausbildung oder Weiterbildung zu motivieren. Wir sind ein akademisches Lehrprojekt, arbeiten aber eng mit der Halbleiterindustrie zusammen. Uns ist es ein Anliegen, die Zukunft einer Chips-Entwicklung mitzugestalten, die auf nachhaltige Lösungen setzt, indem wir in der Lehre ansetzen und das nötige Fachpersonal von morgen für ein Studium im Bereich Mikroelektronik gewinnen.

Zum Kürzel „EDU“: Welche Ausbildungsprogramme sollen im Rahmen des Projektes entstehen und wie sollen diese aussehen?

Zum einem arbeiten wir mit unseren Universitätspartnern an den existierenden Studienplänen und versuchen, bereits vorhandene Studiengänge zu harmonisieren, um die Mobilität zu fördern und für die junge Generation attraktiver zu machen. Dabei setzen wir auf interaktive, digitale Lehrformate und bewusst auf nachhaltige Lösungen beziehungsweise werden Kurse, die nachhaltige Lösungen unterrichten, entsprechend mit einem Zertifikat gekennzeichnet. Unser Partner aus Kärnten, die FH Kärnten, wird einen neuen Bachelorlehrgang mit Ende des Projektes anbieten. Mit den Industrie- und Trainingspartnern werden wir die Studierenden mit der Industrie durch Summerschools, Workshops, Exkursionen vernetzen. Hier an der TU Graz planen wir, einen neuen Masterlehrgang mit dem Titel „Green Electronics“ sowie einen MBA zur Verfügung zu stellen.

Ab wann können Studierende sich voraussichtlich an der Uni dafür einschreiben?

Kommt darauf an, an welcher Universität sich die Studierenden befinden. An der TU Graz ist geplant, den Masterlehrgang ab dem Jahr 2025 anzubieten.

Rund 20 Personen stehen auf einer Treppe im Außenbereich eines Gebäudes als Gruppe zusammen.
Erstes Consortiummeeting des Projektteams in Darmstadt, c IES Darmstadt

Was sind die nächsten Schritte im Projekt? Wohin geht die Reise in diesem und in den nächsten Jahren?

Wir haben einiges vor. Hier an der TU Graz müssen wir einige interne Prozesse für den neuen Masterlehrgang anstoßen. Die meisten Partner planen eine Überarbeitung bzw. Neuausrichtung ihrer bestehenden Masterstudien, d. h. sie werden damit gut beschäftigt sein. Darüber hinaus möchten wir verschiedene Interaktionsformate für Studierende entwerfen und organisieren, wie z. B. ein Lern-Repair-Café. Derzeit ist geplant, dies im Herbst in Grenoble abzuhalten. Dort wird unser Partner R.U.S.Z., ein Verein aus Wien, der sich auf Reparaturen von elektronischen Geräten spezialisiert hat, sein Wissen mit den anwesenden Partnern und den Studierenden teilen. Darüber hinaus planen wir neben den bereits erwähnten Ausbildungsprogrammen einige MOOCs (Massive Open Online Courses) der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.

Was ist für dich die größte Chance, die dieses Projekt Universitäten und der Gesellschaft bietet?

Die Halbleiterindustrie ist für unsere Digitalisierungsvorhaben wichtig, und es braucht hierfür Fachkräfte, die jetzt schon händeringend gesucht werden. Die Studierendenzahlen für ein Studium in der Elektrotechnik sinken seit Jahren. Wir versuchen, die nächste Generation für diesen Bereich, aber auch bereits berufstätige Personen für eine Weiterbildung zu gewinnen. Dass dabei nicht jede technische Universität ihr eigenes Süppchen kocht, sondern Synergien gebildet und wertvolle Best Practices ausgetauscht werden, macht in unseren Augen Sinn und ist auch notwendig, um den Negativtrends entgegenzuwirken.

Wie stellst du dir eine Universität vor, für die Nachhaltigkeit nicht nur ein Schlagwort ist?

Eine Universität, die ihre eigenen internen Prozesse überarbeitet und an die Zukunft anpasst sowie Lehrpläne und Bildungsangebote aktuell hält.